Fallbeispiel: Biomarker für die Grippeschutzimpfung älterer Menschen

Das Risiko einer schweren Influenzainfektion (Grippe) ist am höchsten bei Menschen fortgeschrittenen Alters (>60 Jahre), jedoch bildet gerade diese Altersgruppe am häufigsten keinen ausreichenden Impfschutz auf die Impfung aus. Personen, die durch eine Impfung keinen ausreichenden Impfschutz entwickeln, bezeichnet man in der Fachsprache als Nonresponder. Man geht davon aus, dass die mangelnde Immunanwort auf die Impfung dadurch bedingt ist, dass bei vielen Menschen - aus großenteils unbekannten Gründen - das Immunsystem mit fortschreitendem Alter an Funktionsfähigkeit verliert; ein Effekt, den man Immunalterung nennt. Es ist daher wichtig, Moleküle im Blut zu identifizieren - so genannte Biomarker -, mit denen man bereits vor der Impfung die Nonresponder identifizieren kann, um bei ihnen beispielsweise besonders wirksame Impfstoffe anzuwenden.

In den Jahren 2014-2016 haben wir zwei Studien zur Grippeimpfung mit über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Alter von über 65 Jahre durchgeführt und suchen zurzeit mit unterschiedlichen Methoden unter den Botenstoffen des Immunsystems nach Biomarkern für die Qualität der Impfantwort. Durch Messung verschiedener Zytokine und Chemokine, die zu diesen Botenstoffen zählen, haben wir bereits zwei Substanzen im Blut identifiziert, deren Spiegel im Blut von Nonrespondern vor der Impfung signifikant erniedrigt ist. Aktuell liegt unser Forschungsschwerpunkt darauf, die Wertigkeit dieser Botenstoffe als Biomarker in weiteren Studien zu validieren. Letztlich ist es unser Ziel, mit diesen Biomarkern klinisch einsetzbare Tests für die zu erwartende Impfantwort zu entwickeln. In Kooperation mit der Abteilung Vakzinologie des HZI untersuchen wir außerdem, ob auch eine Normalisierung, sprich Anhebung, des Blutspiegels der Biomarker die Wirkung der Grippeimpfung verbessern kann.