Arbeitsgruppe Experimentelle Virologie

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sind etwa 71 Millionen Menschen chronisch mit dem Hepatitis C-Virus infiziert. Als Folge der chronischen Infektion entwickeln viele Patienten eine Leberentzündung (Hepatitis), welche die Funktion des Organs schädigen und zu Fibrose, Zirrhose sowie Leberkrebs führen kann. Glücklicherweise ist die chronische Hepatitis C inzwischen sehr gut durch eine Kombinationstherapie behandelbar Dennoch bleiben weiterhin große Herausforderungen: Bei der großen Mehrheit der mit HCV-infizierten Personen ist die Krankheit nicht diagnostiziert und bleibt aufgrund des meist langsamen Fortschreitens unentdeckt. Außerdem schützt eine medikamentöse Heilung nicht vor einer erneuten Ansteckung mit HCV. Jährlich stecken sich bis zu 1.5 Millionen Menschen neu mit dem Virus an. Deswegen ist es wichtig, einen prophylaktischen Impfstoff zu entwickeln, um die Virusübertragung einzudämmen und den Therapieerfolg zu sichern.
Wir erforschen die Prinzipien, die für einen Immunschutz gegen HCV verantwortlich sind und konzentrieren uns hier vor allem auf antikörper-vermittelte Mechanismen. Wir untersuchen virale Strategien, der Immunreaktion zu entgehen und entwickeln Zellkultur- und Tiermodelle, um die Wirksamkeit von Impfstoffkandidaten zu prüfen. Diese Systeme nutzen wir, um eigene Vakzine-Kandidaten für die klinische Entwicklung zu qualifizieren.

Das respiratorische Synzytialvirus (RSV) ist, wie HCV auch, weltweit verbreitet. Bei gesunden erwachsenen verläuft die RSV-Infektion meist wie eine milde Erkältung. Doch kann RSV auch schwerwiegende Infektionen der unteren Atemwege hervorrufen. Besonders Kleinkinder und immunsupprimierte Patienten, beispielsweise Transplantatempfänger, sind gefährdet. Weltweit verursacht RSV alleine bei Kleinkindern 33,4 Millionen Fälle von akuten Infektionen der unteren Atemwege und zwischen 53.000 und 199.000 damit assoziierte Todesfälle pro Jahr. Warum einige Kinder besonders schwere Infektionsverläufe entwickeln ist bisher nicht ausreichend untersucht und verstanden. Derzeit stehen kaum Therapieoptionen zur Verfügung und es gibt keinen zugelassenen präventiven Impfstoff.

Wir erforschen die Prinzipien, die für schwere RSV-Infektionen bei Kleinkindern verantwortlich sind, um langristige Diagnoseverfahren zu entwickeln, um diese besonders empfindlichen Kinder besser zu schützen. Darüberhinaus erforshen wir direkt antiviral wirkende Hemmstoffe gegen RSV. 

Die WHO schätzt, dass bis Mitte 2021 der Erreger der Pandemie COVID-19, SARS-CoV-2, weltweit 4.000.000 Menschen das Leben gekostet hat. Es sind bereits mehrere Arten von Impfstoffen verfügbar, aber es gibt noch kaum Therapieoptionen für die Behandlung einer SARS-CoV-2-Infektion. Zudem müssen wir damit rechnen, dass in Zukunft weitere Coronaviren auf den Menschen übertragen werden und Epidemien oder Pandemien auslösen.

Deswegen entwickeln wir direkt antiviral-wirkenden Moleküle, die gegen unterschiedliche Coronaviren wirksam sind.