Arbeitsgruppe Translationale Virologie

Durch eine enge Verzahnung mit der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover bearbeitet die Nachwuchsgruppe „Translationale Virologie“ virologische Fragestellungen, welche im Umgang mit infizierten Patienten auftreten. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, die Diagnostik, das Verständnis über den Erkrankungsverlauf oder die Therapie der Patienten langfristig zu verbessern. 

Unser thematischer Schwerpunkt liegt auf dem Hepatitis E-Virus (HEV), dem häufigsten viralen Auslöser einer akuten Leberentzündung weltweit. Das Virus hat in den vergangenen Jahren sowohl weltweit als auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewonnen. Das Robert-Koch-Institut konnte durch serologische Untersuchungen nachweisen, dass jedes Jahr in Deutschland ca. 420.000 Personen Kontakt mit dem Virus haben. Kürzlich wurde in der Analyse von Blutspendern in Hannover herausgefunden, dass einer von 524 Personen zum Zeitpunkt der Blutspende an Hepatitis E erkrankt ist (Cordes et al., 2022). Gefährlich ist das Virus fast ausschließlich für Personen mit bereits bestehender Lebererkrankung. Normalerweise heilt diese Virusinfektion bei anderweitig gesunden Personen spontan aus. Jedoch besteht das Risiko der Einwicklung einer chronische Hepatitis E bei immunsupprimierten Personen (zum Beispiel Personen nach Organtransplantation) wogegen es bislang keine zugelassene Therapie gibt. In diesen Fällen kann eine sogenannte „off-label“ Therapie mit Ribavirin über mehrere Monate zu einer Ausheilung führen, ist jedoch in einigen Fällen mit Nebenwirkungen assoziiert (Kamar et al., 2020).

Die Forschung zu HEV steckt bislang noch in den Kinderschuhen und es gibt wesentliche Bereiche des Lebenszyklus, der Pathogenität und der Übertragung die noch nicht vollständig verstanden sind. 

Um diesen Wissenslücken entgegenzuwirken wurde in den letzten Jahren ein effizientes Zellkultursystem entwickelt, welches die Untersuchung der verschiedenen Vermehrungsschritte des Virus erlaubt. 

Wir nutzen dieses Zellkultursystem um in enger Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Kooperationspartnern diese Wissenslücken zu schließen (Todt et al., 2020). 

Referenzen:
Cordes, A.K., Goudeva, L., Lutgehetmann, M., Wenzel, J.J., Behrendt, P., Wedemeyer, H., Heim, A., 2022. Risk of transfusion-transmitted hepatitis E virus infection from pool-tested platelets and plasma. J Hepatol 76, 46-52.

Kamar, N., Abravanel, F., Behrendt, P., Hofmann, J., Pageaux, G.P., Barbet, C., Moal, V., Couzi, L., Horvatits, T., De Man, R.A., Cassuto, E., Elsharkawy, A.M., Riezebos-Brilman, A., Scemla, A., Hillaire, S., Donnelly, M.C., Radenne, S., Sayegh, J., Garrouste, C., Dumortier, J., Glowaki, F., Matignon, M., Coilly, A., Figueres, L., Mousson, C., Minello, A., Dharancy, S., Rerolle, J.P., Lebray, P., Etienne, I., Perrin, P., Choi, M., Marion, O., Izopet, J., Hepatitis, E.V.R.S.G., 2020. Ribavirin for Hepatitis E Virus Infection After Organ Transplantation: A Large European Retrospective Multicenter Study. Clin Infect Dis 71, 1204-1211.

Todt, D., Friesland, M., Moeller, N., Praditya, D., Kinast, V., Bruggemann, Y., Knegendorf, L., Burkard, T., Steinmann, J., Burm, R., Verhoye, L., Wahid, A., Meister, T.L., Engelmann, M., Pfankuche, V.M., Puff, C., Vondran, F.W.R., Baumgartner, W., Meuleman, P., Behrendt, P., Steinmann, E., 2020. Robust hepatitis E virus infection and transcriptional response in human hepatocytes. Proc Natl Acad Sci U S A 117, 1731-1741.