11 June 2012 Prof. Jürgen Mlynek, President of the Helmholtz-Gemeinschaft visits TWINCORE

Der Begriff Translation kann in der Forschung viele Bedeutungen haben. Durch die Kooperation eines Helmholtz-Zentrums mit einer Medizinischen Hochschule ist eine modellhafte Einrichtung entstanden, die Maßstäbe für den Translationsgedanken im Bereich der Infektionsforschung setzt: TWINCORE. Wie TWINCORE translationale Forschung interpretiert, war Schwerpunkt des Besuchs von Prof. Dr. Jürgen Mlynek, dem Präsidenten der Helmholtz-Gemeinschaft.

 

Ein besonderes Merkmal der translationalen Forschung in Hannover und Braunschweig ist die Bündelung von Grundlagen- und Klinischer Forschung an einem Standort. Hier forschen Mediziner und Grundlagenwissenschaftler gemeinsam an Projekten. Dadurch erhalten Mediziner zwei professionelle Identitäten: eines Klinikers und eines Wissenschaftlers an der Basis. Mediziner kommen mit Beobachtungen aus dem Klinikalltag an das TWINCORE und bearbeiten hier über einige Monate oder Jahre diese Fragestellungen mit Technologien der Grundlagenforschung - und schlagen damit die wichtige Brücke vom Krankenbett an die Laborbank. "Das sind Fragestellungen, die Grundlagenwissenschaftler ohne Bezug zur Klinik oft nicht wahrnehmen. Und wir verfügen  - eingebettet in die Infrastruktur der Helmholtz-Gemeinschaft und der Medizinischen Hochschule - über die Methoden, sie zu beantworten", so Ulrich Kalinke, Direktor des TWINCORE. Die so gesetzten Impulse finden als Ergebnisse wieder den Weg zurück in die Klinik. Die viel zitierte und stark beanspruchte Brücke zwischen der Laborbank und dem Krankenbett funktioniert in der direkten, persönlichen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung und der Medizinischen Hochschule Hannover.

 

Ein weiterer wichtiger Aspekt für Kliniker: Die kurzen Wege eröffnen neue Karrieremöglichkeiten für Mediziner. Denn eine Doppelqualifikation in der Wissenschaft und der Klinik ist derzeit über die traditionellen Ausbildungswege in der Medizin nur mit einem sehr großen Aufwand möglich. "Es ist die Schnittstellenposition, die Wissenschaftler hier am TWINCORE einnehmen, die den unmittelbaren Mehrwert erzeugt", ist Ulrich Kalinke überzeugt. Auf diesem Weg können die Wissenschaftler nicht nur die Fragestellungen aus der Klinik identifizieren, sondern auch-  ganz pragmatisch - an Proben von Patienten aus der Klinik untersuchen. Am TWINCORE verliert die Forschung damit ihr abstraktes Wesen.

 

Er sei erfreut, dass das TWINCORE sich in den drei Jahren seit seiner Einweihung zu einem funktionierenden Translationszentrum entwickelt habe, betont Jürgen Mlynek. "Mich interessiert nun, wie sich Translation am TWINCORE in den nächsten fünf bis zehn Jahren weiterentwickelt." Die Weichen hierfür sind gestellt: Mit dem Bau des Clinical Research Centers, das von der MHH, dem Fraunhofer ITEM und dem HZI gemeinsam betrieben werden wird, können die Wissenschaftler des TWINCORE den nächsten Schritt gehen: indem sie die mit der Klinik gemeinsam erforschten Ergebnisse nicht nur in das Bewusstsein der Mediziner, sondern über klinische Prüfungen direkt zu den Patienten bringen.