Unser Immunsystem ist ein Orchester aus unterschiedlichsten Immunzellen, das uns im fein abgestimmten Zusammenspiel vor Krankheitserregern, Fremdstoffen und Fehlentwicklungen im Organismus schützt. Das funktioniert in der Regel ausgezeichnet – mit wenigen Ausnahmen: Bei chronischen Infektionen, Autoimmun- oder Krebserkrankungen passt die Besetzung des Orchesters nicht zum Stück. Wie die Zusammensetzung der unterschiedlichen Immunzellen durch Veränderungen in ihrem Stoffwechsel beeinflusst werden kann, erforschen Wissenschaftler des Instituts für Infektionsimmunologie des TWINCORE gemeinsam mit Immunologen des Pariser French Institute of Health and Medical Research (INSERM) und der Universität Paris, Frankreich in den kommenden drei Jahren. Die binationale Kooperation zwischen deutschen und französischen Wissenschaftlern fördert eine gemeinsame Initiative der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG und ihres französischen Pendants, der „Agence national de la recherche“ ANR. Das Projekt „MetaReg – Cellular metabolism of Treg in the control of chronic inflammatory deseases” wird von ANR und DFG mit insgesamt 800.000 Euro gefördert.
„Immunmetabolismus ist ein noch junges Forschungsfeld, an dem wir seit einigen Jahren arbeiten“, sagt Dr. Luciana Berod, Leiterin der Arbeitsgruppe Wirt-Pathogen Interaktion und Immunmetabolismus am Institut für Infektionsimmunologie. „Mit diesem gemeinsamen Forschungsprojekt, werden wir unser Wissen über den Einfluss des Stoffwechsels auf unser Immunsystem auf eine breite Basis stellen können.“ Im Zentrum der Untersuchungen steht das Gleichgewicht zwischen regulatorischen T-Zellen, den Tregs, und inflammatorischen T-Zellen. Das Team um Luciana Berod konnte zeigen, dass sich unter dem Einfluss von Lipiden und Fettsäuren das Gleichgewicht der Immunzellen zu regulatorischen T-Zellen, den Tregs verschiebt. Eine Zuckerdiät für die Immunzellen verschiebt das Gleichgewicht hingegen zu inflammatorischen T-Zellen. Dieses Gleichgewicht spielt bei allen chronisch-entzündlichen Prozessen eine entscheidende Rolle. Und auch Tumore schützen sich mit Hilfe von Tregs vor dem Angriff anderer Immunzellen, die den Tumor bekämpfen könnten. Die drei Partner untersuchen dieses Gleichgewicht in den nächsten drei Jahren an unterschiedlichen Modellkrankheiten. „Wir werden in Hannover vor allem an chronischen Infektionen mit Mycobacterium tuberculosis arbeiten. Unsere Partner, die Benoit Salomon vom INSERM koordiniert, haben große Expertise in der Tumorforschung und bei Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose“, so Professor Tim Sparwasser, Direktor des Instituts für Infektionsimmunologie. „Wir hoffen, durch diese enge Zusammenarbeit viel über das metabolische Profil der Tregs zu lernen und Wege zu finden, diese wichtigen Zellen im therapeutischen Sinn zu beeinflussen. Das wäre der erste Schritt zu einer stoffwechselbasierten Immuntherapie.“