11.08.2014 Künstliche Immunzellen gegen Intrazelluläre Krankheitserreger

Solange sich Krankheitserreger oder andere Eindringlinge sozusagen in den Fluren des Organismus bewegen - durch das Blut schwimmen oder sich in der Gewebeflüssigkeit aufhalten - hat das Immunsystem es recht leicht: Patroulierende Zellen identifizieren die Eindringlinge und bekämpfen sie umgehend. Gelingt es den Erregern jedoch, die Tür zu einer Zelle zu knacken und sich innerhalb der Zelle zu verstecken, werden sie für die über die Flure schwimmenden Immunzellen nahezu unsichtbar. Auf diese versteckten Feinde hat sich eine bestimmte Sorte Dendritischer Zellen spezialisiert. Wissenschaftlern des TWINCORE ist es nun gelungen, solche Zellen künstlich zu erzeugen - um damit ihre Funktion besser zu untersuchen und später eventuell das Immunsystem therapeutisch bei intrazellulären Infektionen unterstützen zu können.


Die Dendritischen Zellen tasten auf ihren Runden durch die Gewebeflüssigkeiten ihre Umgebung ab. Sie können auch registrieren, wenn Eindringlinge die Zellen benutzen. Diese Information zeigen sie anderen Immunzellen, den so genannten CD8 T-Zellen, die dann die befallenen Zellen mitsamt Eindringling töten oder die Selbstabwehr der Zellen steigern. Jedoch hat die Abwehr solcher Intrazellulären Erreger durchaus ihre Schwächen. "Es werden bereits künstlich hergestellte Dendritische Zellen in der Therapie erprobt", sagt Christian T. Mayer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Infektionsimmunologie des TWINCORE. "Allerdings werden sie aus Zellen hergestellt, die sich nicht zu den speziellen Dendritischen Zellen umwandeln lassen, die dann die CD8 T-Zellen aktivieren." Und diese Sorte Immun-Killerzellen kann infizierte Körperzellen am besten in den Selbstmord treiben. Christian T. Mayer und seinem Kollegen Peyman Ghorbani ist es nun gelungen, die passenden Dendritischen Zellen aus Knochenmarkzellen herzustellen. "So können wir sehr schnell, sehr viele gut arbeitende Immunzellen erzeugen", sagt der Wissenschaftler. Damit steht eine Methode zur Verfügung, mit der die Forscher nun weiter untersuchen können, wie sich Dendritische Zellen zur Behandlung intrazellulärer Infektionen einsetzen lassen. "Sie könnten sogar als Impfstoffe oder sogar gegen Tumorzellen eingesetzt werden", ergänzt der Institutsleiter Tim Sparwasser. "Sie wirken - zumindest bei Mäusen - wie ein Turbo auf das Immunsystem."

 

Publikation:

Mayer CT, Ghorbani P, Nandan A, Dudek M, Arnold-Schrauf C, Hesse C, Berod L, Stüve P, Puttur F, Merad M, Sparwasser T. Selective and efficient generation of functional Batf3-dependent CD103+ dendritic cells from mouse bone marrow. Blood. 2014 Aug 6. pii: blood-2013-12-545772. [Epub ahead of print]

 

BU: Dendritische Zelle CD103 aus Knochenmark.

 

Kontakt:

Peyman Ghorbani, peyman.ghorbani(at)twincore.de
Tel: +49 (0)511-220027-206

Prof. Dr. Tim Sparwasser, tim.sparwasser(at)twincore.de
Tel: +49 (0)511-220027-201