Rund eine Million Euro Fördergelder für Entwicklung antiviraler Therapien

Gemeinsame Pressemitteilung von TWINCORE und MHH

 

VolkswagenStiftung fördert Forschungsprojekte zu SARS-CoV-2 und Hepatitis E

Dr. Simon Krooss (links) und Dr. Patrick Behrendt beim Pipettieren an einer sterilen Werkbank in einem Zellkultur-Labor der MHH

Dr. Simon Krooss (links) und Dr. Patrick Behrendt beim Pipettieren an einer sterilen Werkbank in einem Zellkultur-Labor der MHH, © MHH / Karin Kaiser

Mit der Initiative „Virale Zoonosen – Innovative Ansätze in der Wirkstoffentwicklung“ fördert die VolkswagenStiftung bundesweit zwölf Projekte, die sich mit der Entwicklung neuer antiviraler Therapien beschäftigen. Den Zuschlag für zwei dieser Projekte mit einem Fördervolumen von insgesamt rund einer Million Euro über drei Jahre hat die Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erhalten, in Kooperation mit dem TWINCORE - Zentrum für Experimentelle und Klinische Forschung, einer gemeinsamen Einrichtung der MHH und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung. Ein Projekt beschäftigt sich mit der Identifikation und Charakterisierung monoklonaler Antikörper gegen Infektionen mit dem Leberentzündungen verursachenden Hepatitis-E-Virus. Das zweite hat zum Ziel, das Erbgut des Coronavirus SARS-CoV-2 mit Hilfe einer sogenannten Genschere zu zerstören.

 

Mit Antikörpern alle Hepatitis-E-Stämme bekämpfen

Das Hepatitis-E-Virus (HEV) gehört zur Gruppe der RNA-Viren und kommt unter anderem im Schwein vor. Weil die Viren zoonotisches Potenzial haben, können sie auch auf den Menschen übertragen werden und dort Leberentzündungen verursachen. Allein in Deutschland stecken sich jährlich bis zu 420.000 Menschen mit genetisch leicht unterschiedlichen HEV-Stämmen an, meist über den Verzehr von infiziertem Schweinefleisch. Aber auch ein weiterer Genotyp, der lange nur in Ratten vermutet wurde, ist jetzt bei Patientinnen und Patienten nach einer Organtransplantation nachgewiesen worden. „Manche Infizierte zeigen gar keine Symptome, während andere schwer erkranken können“, erklärt Projektleiter Dr. Patrick Behrendt, Arzt in der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie und Forschungsgruppenleiter am TWINCORE. 
Bislang gibt es keine zugelassene Behandlung für HEV-Infektionen. Das Forschungsteam versucht nun, eine Therapie zu entwickeln, die gegen alle vorkommenden HEV-Stämme wirkt. Dabei setzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Antikörper, die mit Hilfe von bestimmten Immunzellen aus genesenen HEV-Patienten gewonnen werden sollen. Angriffspunkt ist die Proteinhülle der Viren. Ziel ist, dass so alle unterschiedlichen Untergruppen der HEV-Familie am Eintritt in die Zelle gehindert werden. Zudem werden die Antikörper in der Art modifiziert, dass sie das Immunsystem anregen, infizierte Zellen zu entdecken und zu entfernen.

 

Genschere soll virales Erbgut zerstören

Gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 sind erfolgreiche Impfstoffe entwickelt worden. Wirksame Medikamente für eine gezielte COVID-19-Behandlung gibt es dagegen noch nicht. Das möchte das Forschungsteam um Dr. Simon Krooss ändern. Ziel ist, das Virus im Körper nicht einfach nur aufzuhalten, sondern komplett zu zerstören. „Dafür wollen wir eine spezielle Genschere anwenden, die nur die virale RNA-Erbinformation zerschneidet, aber menschliche RNA, die als Bauanleitung für bestimmte Proteine die Information unserer Gene umsetzt, unversehrt lässt“, erklärt Projektleiter Dr. Krooss, Wissenschaftler an der Klinik für Gastroenterologie. Um das antivirale Werkzeug in die Atemwege zu bringen, wird der Bauplan in spezielle Genfähren verpackt und kann beispielsweise über ein Spray problemlos eingeatmet werden. In der Lunge baut der Körper selbst die Genschere zusammen, die so programmiert ist, dass sie die Virus-RNA an einer ganz bestimmten Stelle zerschneidet. Je nach Zeitpunkt der Behandlung ließe sich eine bestehende Infektion bekämpfen oder sogar verhindern. „Ein Vorteil dieser Strategie ist, dass wir die Schere schnell und preiswert anpassen können, wenn das Virus mutiert“, sagt der Wissenschaftler. Die Therapie eignet sich aber nicht nur für SARS-CoV-2-Mutanten. Denn die Genschere lässt sich auch auf andere Virustypen programmieren, gegen die es noch keine wirksamen Medikamente gibt.

 

Diese Meldung erschien zuerst auf der Webseite der Medizinischen Hochschule Hannover: 
https://www.mhh.de/presse-news/mhh-erhaelt-rund-eine-million-euro-fuer-entwicklung-antiviraler-therapien

 

Kontakt:

Dr. Patrick Behrendt, patrick.behrendt@twincore.de

Tel: +49 (0)511 220027-133#


Dr. Simon Krooss, simon.kroos@twincore.de