TWINCORE-Seminar

Elena Neumann, Ph.D.

Department of Internal Medicine an Rheumatology, Campus Kerckhoff Klinik, Bad Nauheim

Titel: Cellular and immunological changes in chronic-inflammatory rheumatic diseases

Zeit: 17:00 Uhr s.t.,
Ort: TWINCORE Seminar room 0.02

Ansprechpartnerin: <link mail internal link in current>Jun.-Prof. Christine Goffinet

 

Zelluläre und immunologische Veränderungen bei chronisch-entzündlich rheumatischen Erkrankungen

Chronisch-entzündliche Gelenkerkrankungen stellen einen großen Teil der rheumatischen Erkrankungen dar und sind unbehandelt durch Schädigung der Gelenkstrukturen gekennzeichnet. Neben den zentralen Entzündungszellen, die zu Autoimmunreaktionen und somit zur chronischen Entzündung führen, sind lokale Zellen letztendlich für die Gelenkzerstörung verantwortlich. Über entzündliche Mediatoren und dem Einstrom von Entzündungszellen in die Gelenkhaut (Synovium), erfolgt die Aktivierung lokaler synovialer Fibroblasten. Durch die Hyperplasie des Synoviums kommt das Gewebe in direkten Kontakt mit dem Knorpel. Aktivierte synoviale Fibroblasten migrieren und invadieren aktiv den Gelenkknorpel bei der rheumatoiden Arthritis. Zudem werden Zellen des Knochenstoffwechsels, Osteoblasten und Osteoklasten, durch die Entzündung in ihrer Aktivität und Differenzierung modifiziert. So ist das Gleichgewicht zwischen knochenaufbauenden Osteoblasten und knochenabbauenden Osteoklasten in Richtung Knochenabbau verschoben. Zusätzlich ist die Osteoklastogenese verstärkt und wird durch den erhöhten Einstrom osteoklastärer Vorläuferzellen, den Monozyten, in das entzündliche Milieu vermittelt. Ähnliche destruktive Veränderungen sind auch in der Psoriasisarthritis ersichtlich, jedoch ist zusätzlich eine lokale knochenaufbauende Komponente zu beobachten, die sich in der Manifestation von Osteoproliferationen darstellt. Bei der ankylosierenden Spondylitis dominiert der knochenaufbauende Aspekt, der bis zur vollständigen Versteifung der Wirbelsäule sowie des Iliosakralgelenks führen kann.

Dem rheumatischen Formenkreis sind weiterhin Vaskulitiden und Kollagenosen zuzuordnen. Die Vaskulitiden können u.a. anhand der betroffenen Gefäßgröße unterteilt werden, wobei sich Vaskulitiden der mittleren und kleinen Gefäße oft durch ihre Hautbeteiligung manifestieren. Auch bei Kollagenosen ist eine Hautbeteiligung häufig zu beobachten, wie z.B. beim Lupus erythematodes und der systemischen  Sklerose. Letztere ist durch vermehrten Bindegewebsaufbau durch Fibroblasten vermittelt. Profibrotisch-entzündliche Faktoren und somit die Aktivierung lokaler Fibroblasten führt zum vermehrten Aufbau von Bindegewebe. Die betroffenen Areale sind verdickt, was bis zur Unbeweglichkeit der betroffenen Regionen, z.B. der Finger, führen kann.

Insgesamt verbinden die entzündlich-rheumatologischen Erkrankungen eine autoinflammatorische Komponente sowie eine mögliche Beteiligung von Gelenk- bzw. von Bindegewebestrukturen. Auslöser sind hierbei verschiedene Faktoren: Neben genetischer Veranlagung erhöht z.B. Rauchen das Risiko, eine rheumatoide Arthritis zu entwickeln. Typ-1-Interferonopathien stellen eine Gruppe genetisch bedingter Erkrankungen dar, die durch eine Dysregulation der antiviralen Typ-1-Interferon-Achse gekennzeichnet sind. Durch  Induktion von Typ-I-Interferon kann eine verminderte Toleranz gegenüber körpereigenen Strukturen induziert werden. Die klinischen Symptome entsprechen dabei oft Teilsymptomen multifaktorieller Autoimmunerkrankungen wie dem systemischen Lupus erythematodes oder systemischen Vaskulitiden. Insgesamt führen (chronisch) entzündliche Prozesse zur Veränderung des Bindegewebes und lokaler Zellen und letztendlich zur Einschränkung der Funktion der betroffenen Gewebe.