Institut für Infektionsimmunologie an R2N Forschungsverbund beteiligt

Wissenschaftler des TWINCORE sind am neuen Forschungsverbund „R2N – Replace und Reduce aus Niedersachsen – Ersatz und Ergänzungsmethoden für eine zukunftsweisende biomedizinische Forschung" des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur beteiligt.  Der neue Forschungsverbund, in den das Institut für Infektionsimmunologie eingebunden ist, wird mit insgesamt 4,5 Millionen Euro über vier Jahre gefördert.

Ziel des Forschungsverbundes ist es, Ersatz- und Ergänzungsmethoden für Tierversuche in der Forschung zu entwickeln; die meisten in den letzten Jahrzehnten entwickelten Ersatz- und Ergänzungsmethoden wurden für die Testung von Stoffen im Rahmen von Zulassungsverfahren etabliert. In der medizinischen Forschung gelangt die Wissenschaft hingegen irgendwann an einen Punkt, an dem neue Behandlungsmethoden nicht länger allein an Zellkulturen erforscht werden können. Ab diesem Punkt ist die ganze Komplexität eines lebenden Organismus mit seinem Immunsystem notwendig, um zu verstehen, wie Krankheiten entstehen und behandelt werden können. Durch das Projekt soll diese Grenze, ab der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht weiter kommen, ohne Tiere einzusetzen, hinausgeschoben und die Anzahl der für die Forschung erforderlichen Tiere reduziert  werden.  Im Idealfall sollen sogar bislang notwendige Tierversuche vollständig vermieden werden. „Unser Ziel ist es, Tierversuche in der Forschung zu reduzieren und sie nur noch als Ultima Ratio einzusetzen. Mit dem Verbund fördern wir Ersatz- und Ergänzungsmethoden. Zugleich geben wir der gesellschaftlichen Verantwortung der Wissenschaft und ethischen Fragen mehr Gewicht", sagt Gabriele Heinen-Kljajić, Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur.

Der Verbund wird von der Medizinischen Hochschule Hannover, der Tierärztlichen Hochschule Hannover, der Universitätsmedizin Göttingen und der Leibniz Universität Hannover getragen. Weitere Beteiligte sind das TWINCORE, Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung, das Fraunhofer-Institut für Toxikologie und experimentelle Medizin sowie das Deutsche Primatenzentrum.
„In unserem Teilprojekt innerhalb des „R2N“ werden wir neueste Methoden der Genmanipulation für unsere Untersuchungen  am Fettsäuretransport etablieren. Der Fettsäuretransport beeinflusst die Differenzierungsprogramme einzelner T-Zellpopulationen und damit das Immunsystem“, sagt Dr. Luciana Berod, Co-Projektleiterin am Institut für Infektionsimmunologie. „Durch die Etablierung neuester Methoden der Genmanipulation können wir eine drastische Reduzierung der Tierzahlen in der Zucht transgener Linien für diese Forschung erreichen. Mithilfe der CRISPR/Cas-Technologie sollen am Fettsäuretransport beteiligte Gene ausgeschaltet und die Auswirkungen des Genverlustes auf die T-Zelldifferenzierung analysiert werden.“

Das besondere Reduzierungspotential für Tierexperimente sehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darin, Kandidatengene, die für eine Erforschung der Zusammenhänge wichtig sind, zunächst durch die genetische Manipulation von Knochenmarkszellen zu analysieren. „Dieser Schritt würde bedeuten, dass in diesem Stadium keine Tiere gezüchtet werden müssten deren genetische Veränderung hinterher unter Umständen nicht für die Forschung benötigt wird“, sagt Prof. Tim Sparwasser. „Das würde eine deutliche Reduzierung der Tierzahlen für unsere Forschung bedeuten.“